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2010 - Vietnam, ich komme wieder!

Zurück zum Seitenanfang14. März - Mekongdelta

Der Tag beginnt verboten zeitig, wir stehen noch im Dunkeln auf. Allerdings muss ich sagen, dass es den Vorteil hat, dass ich den Sonnenaufgang kurz nach 6:00 Uhr vom Hoteldach aus erleben kann.

Nach dem Frühstück brechen wir gegen 7:00 Uhr auf in Richtung Floating Markets (schwimmende Märkte). Diese liegen etwa 20-25 Minuten mit dem Boot stromabwärts. Wie wir sind jede Menge Touristen unterwegs. Einige kommen schon wieder zurück - sie hatte ich schon bei Sonnenaufgang starten sehen.

Floating Market Can Tho Floating Market Can Tho

Der hiesige schwimmende Markt ist noch ein richtiger Markt, wo Einheimische handeln. Es soll nämlich schon einige eigens für die Touristen zusammengestellten Märkte geben ... Touristenboote werden einfach ignoriert, die Leute ziehen ihre Geschäfte durch und machen ihr Ding.

Die Eindrücke sind vielfältig. Hier gibt es Ananas, da Melonen, dort Kürbisse oder anderes Gemüse. Und Alles wird nach Großhandelsmanier gekauft und verkauft. Unser Guide erklärt uns, dass hier früher noch Tiere mit gehandelt wurden. Dies ist aber inzwischen verboten.

Floating Market Can Tho Floating Market Can Tho Floating Market Can Tho Floating Market Can Tho Floating Market Can Tho Floating Market Can Tho Floating Market Can Tho Floating Market Can Tho Floating Market Can Tho Floating Market Can Tho

Nach dieser kurzen Runde biegen wir in einen Seitenarm ein. Es geht zu einer Reisfabrik. Nachdem wir nun gestern eine Menge über Reispapierherstellung gelernt haben, geht es jetzt um die Basis - den Reis.

Als wir ankommen, sind Männer gerade dabei, den Rohreis in Säcken zu stapeln. Jeder dieser Säcke wiegt 50kg, ich hab da mal nachgefragt. Knochenjob also. Dann geht es rein in die Fabrik - und wir erblicken neben weiteren unzähligen Stapeln von Säcken eine Maschinerie, die an die alten Mühlen erinnert, in denen Mehl produziert wurde.

Der Reis wird also zunächst einmal von seiner Hülle befreit. Das sind dann die Teile, die zum Heizen verwendet werden oder ganz feingehäckselt als Tierfutter. Etwa 3% der Ernte entfallen darauf.

Nun haben wir bereits den ungeschälten Reis, den es so auch zu kaufen gibt. Da aber der Markt gern weißen Reis möchte, werden die Körner geschält. Dabei entsteht Reis in unterschiedlicher Qualität - einmal der uns bekannte Reis in verschiedener Korngröße und Bruchreis. Letzterer wird zum Kochen der morgentlichen Reissuppe genommen. Insgesamt kommen hier noch mal 90% zusammen. Der Rest ist Schmutz wie kleine Steine, Sand usw.

Also an und für sich eine sehr ergiebige Sache. Wenn man allerdings bedenkt, dass derzeit in Vietnam nur 100 USD für die Tonne Reis gezahlt werden und was dann noch an Arbeit dahintersteckt, kann man verstehen, warum keiner mehr diesen Job übernehmen möchte.

Begonnen wird mit der Vorbereitung des Feldes - der Herstellung des schlammigen Bodens. Ist dies passiert, wird ausgesät. Relativ schnell wachsen die jungen Reispflanzen heran und werden mit etwa 4 Wochen gezogen und in Gruppen zu 7-10 Stück in ein anderes Feld umgesetzt. Hier wachsen sie und reift auch der Reis heran, bis sie etwa 1m hoch sind. Dann wird geerntet. Während der Reis weiterverarbeitet wird, ist auf den Feldern bereits das Abbrennen der Stoppeln in vollem Gange. Dann geht es wieder von vorn los.

Während wir noch stehen und auch die einzelnen Produktproben gezeigt und erklärt bekommen, beginnen hinter uns Männer mit dem Abtransport von Säcken. Jetzt können wir live beobachten, was mit den Stäbchen passiert, die wir gesehen haben. Jeder der Männer bekommt nämlich so ein Teilchen in die Hand gedrückt, wenn er einen Sack auf der Schulter hat. Am Ausgang wirft er es wieder ab auf einen Haufen. So kann kontrolliert werden, wie viele Säcke denn nun eigentlich rausgegangen sind ... und was zu zahlen ist. Denn mit Bestellung und so scheinen die es nicht so zu haben. Es scheint eher nach dem Prinzip - hinfahren, einsacken und zahlen zu laufen.

Reisfabrik Reisfabrik Reisfabrik Reisfabrik Reisfabrik Reisfabrik Reisfabrik Reisfabrik

Dann geht es auch schon wieder zurück aufs Boot und wir machen uns auf den Weg zurück nach Can Tho. Es geht wieder vorbei an abenteuerlich aussehenden Hüttenkonstruktionen, großen Lastkähnen und jeder Menge Betrieb am Ufer. In Can Tho werden wir in den Minibus umsteigen, denn: so schön das Fahren auf dem Wasser auch ist, es dauert ganz schön lange, um von A nach B zu kommen.

Can Tho Can Tho Can Tho Can Tho

Und dann sind wir auch schon wieder unterwegs auf vier Rädern. Es gibt nicht allzu viele Straßen im Delta, also sind die Vorhandenen recht gut ausgelastet.

Unterwegs Unterwegs

Was unser nächstes Ziel sein wird, entscheiden wir selber. Zur Auswahl stehen entweder eine Krokodilfarm oder ein Vogelschutzgebiet. Wir tendieren zum Vogelschutzgebiet, haben da aber das Risiko, dass aufgrund der schon fortgeschrittenen Tageszeit keine Vögel mehr sein könnten. Nach kurzer Überlegung entscheiden wir uns trotzdem hierfür.

Nach etwa zweistündiger Fahrt gibt es einen Stop. Scheinbar unmotiviert wird in einem kleinen Ort an einer Hütte gehalten ... dann wird uns gesagt, dass es hier zum Vogelschutzgebiet geht. Und dass wir die Wahl haben zwischen dorthin laufen oder Easy-Rider-spielen. Wir entscheiden uns für die Easy-Rider-Variante. Und so steigen unsere älteren Herrschaften nach etwa 40 Jahren erstmals wieder auf ein Motorrad.

Motorradfahren Motorradfahren Motorradfahren

Das Vogelschutzggebiet oder zumindest die Beobachtungsstation erweist sich als eine riesige Bambusrohransammlung, die uns perfekt tarnt. Zudem scheinen es die Vögel gewöhnt zu sein, dass hier immer mal jemand rumturnt. Für die bessere Sicht ist ein erhöhter Steg gebaut worden.

Und was soll ich sagen - wir haben Glück. Unser Guide meint zwar, es sind nur etwa 30% der Vögel da, aber das reicht uns schon. Es sind so schon recht viele Tiere hier und mir gelingen doch ein paar gute Schnappschüsse. Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie es hier zugeht, wenn Alles voll ist. Da kann man ja nur in Deckung gehen, weil sicher das eine oder andere vom Himmel fällt...

Vogelschutzgebiet Vogelschutzgebiet Vogelschutzgebiet Vogelschutzgebiet Vogelschutzgebiet Vogelschutzgebiet Vogelschutzgebiet Vogelschutzgebiet

Wir bekommen etwa eine halbe Stunde, um uns umzusehen und die Vögel zu beobachten. Dann geht es weiter - unserem heutigen Ziel entgegen. Es ist die Stadt Chau Doc. Sie liegt nahe der kambodschanischen Grenze. Von hier aus sind es lediglich noch 5-6 Stunden mit dem Boot bis Phnom Penh.

Wir entdecken ein neues Transportmittel - ein Fahrrad mit einer Art Rikscha hinten dran. Nur, dass die Sitzfläche ganz flach ist. Unser Guide meint, dass da bis zu 10 Leute drauf passen ... unglaublich.

Chau Doc Chau Doc Chau Doc Chau Doc

Es gibt ein kurzes und verspätetes Mittagessen, dann haben wir ein wenig Freizeit. Heute Nachmittag geht es noch eine Runde zum hiesigen Haus- und Hofberg Nui Sam. Dieser ist sowas wie ein Heiligtum und entsprechend tummeln sich da die Tempel. Wir wollen auch zusehen, dass wir auch den Sonnenuntergang mitnehmen können.

Pünktlich 16:00 Uhr gehts wieder los. Um ins Gebiet rund um den Berg reinzukommen, müssen wir erstmal was zahlen ... unser Guide meint dann nur, dass wir Glück hätten, weil wir heute hier sind. Noch gestern war der Teufel los und es waren tausende von Leuten hier, um zu beten, zu feiern und einfach nur die Straße zu verstopfen. Heute wären die Meisten schon wieder auf dem Heimweg. Für unsere Verhältnisse ist trotzdem genug los.

Chau Doc Chau Doc

Unser erstes Ziel ist der Tempel der Ba Xu - um 1820 erbaut und 1972 bis zur Unkenntlichkeit restauriert. Hierher strömen die Menschen, um sich von der sagenumwobenen Ba Xu Glück, Segen und Reichtum zu erflehen. Im Tempel selber befindet sich ein mit kostbaren Gewändern geschmückter Stein, der bereits seit dem 4./5. Jahrhundert verehrt wird. Der Legende nach versuchten die Khmer das Land wieder zu erobern und die Statue fortzuschaffen. Als sie die Figur berührten, wurden sie krank und starben. Da liefen sie davon und zum Dank verlangte die Ba Xu, dass ein Tempel zu ihren Ehren gebaut werden sollte. Zu dem Zweck wurde sie von neun Jungfrauen vom Berg getragen. Unten angekommen, wurde der Stein schwerer und schwerer ... und konnte bald nicht mehr bewegt werden. Also baute man an dieser Stelle den Tempel.

Leider ist das Fotografieren im Tempel verboten, aber man verpaßt nicht wirklich was. Einen derartig nüchternen Betonbau hab ich noch nie gesehen. Rund um die Figur ist zwar Alles prächtig geschmückt, vor lauter Räucherstäbchen aber kaum zu erkennen.

Chau Doc - Ba Xu Tempel Chau Doc - Ba Xu Tempel

Unser nächstes Ziel ist das Grabmal von Thoai Ngoc Hau. Dieser erbaute die Kanäle rund um Chau Doc und hat wohl auch maßgeblich einen Anteil im Kampf gegen die Khmer gehabt. Die ihm zu Ehren errichtete Pagode ist mit kunstvoll geschnitzten Holzstatuen versehen.

Der Bau selber stellt eine Mischung aus indisch-hinduistischen Einflüssen mit einem Touch islamischen Stil dar. Und wie üblich ist der gesamte Tempel quietschbunt und im Inneren so verräuchert, dass einem die Tränen in die Augen treten.

Chau Doc - Tempel Thoai Ngoc Hau Chau Doc - Tempel Thoai Ngoc Hau Chau Doc - Tempel Thoai Ngoc Hau Chau Doc - Tempel Thoai Ngoc Hau Chau Doc - Tempel Thoai Ngoc Hau Chau Doc - Tempel Thoai Ngoc Hau

Nachdem wir uns also dort durchgewuselt und der Räucherhöhle wieder entkommen waren, nahmen wir den letzten Programmpunkt in Angriff - den heiligen Berg. Normalerweise läuft man die 2km da hoch. Bei 30% Steigung ist dies aber kein Spaß, wie man sich vorstellen kann.

Unser Fahrer hat aber Mitleid mit uns und fährt uns. Er zieht den Ritt nach oben in Einem durch. Anders kann man es nicht bezeichnen - ohne einmal zu schalten nimmt er die Steigung mit den manchmal fast 180°-Kurven. Reife Leistung, die wir auch gebührend zu würdigen wissen.

Vom Plateau aus hat man bei gutem Wetter eine Sicht bis nach Kambodscha hinein. Leider haben wir Pech und es ist diesig. Also schauen wir uns noch ein bisschen oben um. Dabei entdecken wir, dass unter anderem auch Schwalben da verkauft werden - man zahlt, um sie freizulassen ... Leider sind die Tiere in so einer Masse in den Käfig gestopft, dass wohl viele nicht überleben werden. Wir können jede Menge tote Tiere im Gebüsch rund ums Plateau entdecken.

Durch das diesige Wetter ist auch der Sonnenuntergang nicht sonderlich spektakulär und wir können uns wieder auf den Rückweg machen. Es geht übrigens genauso rasant abwärts wie aufwärts ... nix für schwache Nerven und Mägen.

Chau Doc - Berg Nui Sam Chau Doc - Berg Nui Sam Chau Doc - Berg Nui Sam Chau Doc - Berg Nui Sam Chau Doc - Berg Nui Sam Chau Doc - Berg Nui Sam

Fix und fertig, wie wir sind, wollen wir nur noch zu Abend essen und dann ins Bettchen. Wir folgen also einer Empfehlung des Reiseführers und wählen ein Restaurant gleich in unserer Nähe. Soweit ist das Essen ganz lecker - nur haben wir einen kleinen Fehlgriff getan. Tja, wenn man der englischen Sprache nicht ad hoc mächtig ist und einem die Vokabeln fehlen ...

Chau Doc - Abendessen Chau Doc - Abendessen Chau Doc - Abendessen Chau Doc - Abendessen

Alles klar, was wir bestellt haben ? Gebratene/Frittierte Enteneier - allerdings in der Variante 'angebrütet'. Als uns das klar wird, verweigert Walter ganz und stellt sein Ei zum Fotoshooting zur Verfügung. Die Damen sind schon tapferer und schauen mal kurz, schütteln sich und verzichten. Also bleibt der Job an mir hängen. Ich einige mich mit dem Eingeborenen in meinem Ei drauf, dass er auszieht und ich das verbliebene Fleisch mit dem Eiweiß essen kann. Schmecken tut es wie Geflügel mit zu lange gekochtem Ei. Also nicht wie Etwas, das man unbedingt wieder haben möchte. Und der Vollständigkeit halber muss ich sagen, dass im 'Fotoei' auch schon Federn zu sehen sind - und wer hat schon gern den Mund voller Fusseln.

Ein ereignisreicher Tag neigt sich dem Ende entgegen ... wir fallen nur noch ins Bett. Und morgen geht es schon wieder so zeitig los. Wir sind für 6:00 Uhr zum Frühstück verabredet.